Edphan, eine innovative Lernlösung

IST DEUTSCHLAND REIF FÜR DIGITALISIERUNG IN BILDUNG?

Fernando M. Reimers von der Harvard Graduate School of Education behauptet, die Pandemie, die sich weltweit verbreitet hat, hat die Bildungschancen innerhalb eines Jahrhunderts am schlimmsten geschädigt. Corona beeinflusst jeden Schüler, Lehrer, jede Schule und die Bildungsabteilungen der Welt entscheidend.

Die Kluft zwischen stärkeren und schwächeren Lernenden wird noch größer sein, da letztere bereits bisher schon geringere Selbstlernfähigkeiten und weniger Disziplin für das Lernen zu Hause aufbringen. Die Pandemie hat erneut die Bildungsgerechtigkeit geschädigt, während die reichen Familien ihre Kinder mit digitalen Geräten unterstützen, um auf die Ressource zuzugreifen und sich mit Lehrern oder anderen Schüler zu verbinden, haben die armen Familien in einigen Ländern wie z.B. Afrikas nicht mal Strom.

Ich nahm im Juni an einer dreitägigen Online-Konferenz teil, in der es darum ging, wie die Schulbildung aus verschiedenen Teilen der Welt nach der Corona Lock-down verlief. Ein Bild hat mich tief beeindruckt. Rund 100 Kinder saßen auf der braunen Erde vor einer Schule in Kenia und hörten dem Lehrer zu, und vor jedem steht eine Schachtel mit Essen. Kinder kamen zur Schule, weil es zu Hause kein Essen gab. Die Schule war auch ein Unterschlupf, um sie zu schützen. Sie verhindert, dass Kinder z. B. arbeiten müssen oder missbraucht werden.

In Indien lernten Kinder einer Schule unter einer Brücke und mussten sich mit dem Lärm der nahegelegenen Bauarbeiten abfinden (Neville Lazarus, 29.08.2020).

Beispiele für digitale Bildungschancen in fremden Kulturen

Eine öffentliche Bibliothek in Ghana eröffnete Hotspot-Möglichkeiten für Studenten, die zu Hause keine Internetverbindung haben.

In Pakistan (Mehreen Zahra-Malik, 14.07.2020) haben einige Familien nicht mal ein Smartphone, ganz zu schweigen von Computer oder Laptop. Eine ehemalige Lehrerin aus Lahore sagt, dass sie ein Smartphone und zehn Kinder hat, die sie mit Hilfe des Smartphones in ihrem Haus, wo sie mit ihrer Großfamilie lebt unterrichten kann (Quelle).

In China hatten sich innerhalb eines Monats nach dem Lock-down fast alle Schulen darauf vorbereitet, Schüler zu unterrichten und die Klasse online zu betreuen. Es werden Aufzeichnungen per Video ausgestrahlt oder Live-Kurse abgehalten. Korrekturen und Feedback laufen über die jeweilige Online-Plattform. Die lokale Regierung besuchte arme Familien, die keinen Computer und keine Laptops haben, und lieh ihnen dann Ausrüstung. Für viele Lehrer war es auch das erste Mal, dass sie die technische Ausrüstung verwendeten, um den Kurs vorzubereiten und auf einer Online-Plattform zu unterrichten. Sie kämpften und schwitzten, aber sie kamen durch. Die Schüler hatten auch Schwierigkeiten, sich zu konzentrieren und sich anzupassen, aber sie versuchten es.

Alle haben die Hoffnung, dass bei geschlossenen Schulen das Lernen nicht gestoppt wird. Denn wenn es gestoppt wird, vergrößert sich die Bildungslücke. Daher wurden alle Arten von Anstrengungen unternommen, um das zu verhindern. Unterschiedliche neue Bedingungen wurden für das kontinuierliche Lernen geschaffen.

Und was passiert in Deutschland mit der Bildung während der Coronakrise?

Ich sehe auch positive Veränderungen in Deutschland. Zum Beispiel gibt es für Lehrer bestimmte Fortbildungsangebote, in denen sie Medienkompetenz für online Unterricht erwerben. Es gibt bereits spezielle Apps, mit denen Kinder lernen können. Im neuen Semester ab September werden auch OMO-Lernmöglichkeiten (Online merges Offline) angeboten.

Ich bin jedoch der Meinung, dass die Maßnahmen zu spät und zu langsam umgesetzt wurden. Das Lernen im letzten halben Schuljahr verlief weitgehend Laissez-faire. Warum? Als Begründung werden in Schulen folgende Argumente angeführt: wir haben immer Unterricht im Klassenzimmer realisiert und dieser sei am effektivsten. Vor dem Bildschirm zu sitzen sei nicht gut für die Gehirnentwicklung. Kinder könnten am Bildschirm sich nicht richtig konzentrieren. Wir seien nicht auf Online-Unterricht vorbereitet. Und zuhause gäbe es keinen Laptop für jedes Kind, und einige Familien hätten sogar keine Internetverbindung.

Ich habe eine der Schulen in Deutschland besucht. Diese Schule verfügt über eine hervorragende Ausstattung, digitale Tafeln, Beamer, Computerräume, Tablets und Glasfasernetz. Ich war sehr beeindruckt und sagte zur Direktorin, dass dies eine sehr gute Grundlage für virtuelles Klassenzimmer wäre, um Online lernen zu können. Die Direktorin erwiderte mir, Kinder können zu Hause nicht lernen.

Ich weiß, es macht vielleicht wenig Sinn, Länder zu vergleichen, doch ich kann nicht anders als an ärmere Länder zu denken: sie kämpfen darum, um in diesen Corona Zeiten für ihre Kinder nur ein digitales Gerät zum Lernen zu bekommen.

Ich verstehe die oben genannten Gründe, viele von ihnen unter bestimmte Bedingungen auch richtig. Zum Beispiel ist zu viel Bildschirmbelichtung nicht gut für die Entwicklung von Kindern. Wenn das Programm langweilig ist, können sich die Kinder nicht vor dem Bildschirm konzentrieren. Viele können zu Hause nicht lernen (Schwächere Lernende können auch in Schule nicht gut lernen), besonders wenn es keine Anleitung / Unterstützung von Erwachsenen gibt.

Dem digitalen Lernen eine Chance geben, weil die Schüler auch mit Spaß lernen können!

Ja, Online-Lernen ist in vielerlei Hinsicht weniger effektiv als Präsenzunterricht, insbesondere wenn es darum geht, ein Gefühl für eine Gemeinschaft, soziale Interaktion oder ein tieferes Verständnis voneinander zu bekommen. Es hat jedoch so viel mehr Vorteile, nicht nur in Bezug auf Organisation, Zeit und Kostenersparnis, sondern auch mehr gemeinsame Nutzung von Ressourcen. So können die diversen pädagogischen Methoden gezielt für unterschiedliche Lerntypen eingesetzt werden, um diesen damit besser gerecht zu werden, als es in einem Präsenz Unterricht möglich ist. Lehrer könnten die Qualität ihres Unterrichts erweitern, in dem sie Experten online zuschalten. Es ist auch eine Chance, ein breiteres und tieferes – vielleicht interkulturelles – Lernen zu fördern, indem andere Schüler außerhalb der Klasse, auch außerhalb des Landes, miteinander verbunden werden.

Die durch Pandemie verursachten Veränderungen in vielen Aspekten unseres Lebens sind irreversibel. Zum Beispiel wird sich das Online-Lernen im Klassenzimmer vom Ungewohnten zu Normalität entwickeln. Das OMO-Lernen (Online Merges Offline) ist die Tendenz in den Schulen auch nach der Pandemie. Covid 19 beschleunigt den Prozess der Digitalisierung in Bildung. Für die meisten von uns ist es stressig, weil es für uns neu ist. Veränderung ist meistens nicht einfach. Es braucht unsere kognitive Energie, umzudenken – umzulernen. Es braucht auch unsere emotionale Energie, um mit der Unsicherheit tolerant zu sein, zu versuchen, zu scheitern und es erneut zu versuchen.

Insofern möchte ich Sie zu einer Pause in unserem Denken einladen. Anstatt instinktiv Widerstand gegen Veränderungen aufzubauen, lassen Sie uns für eine bestimmte Zeit still und ganz präsent sein. So werden wir Alternativen zulassen. Ich wünsche mir, dass wir mutig sind, es immer wieder zu versuchen. Es ist eine schwierige Zeit, aber es ist eine gute Zeit, weil jetzt können wir endlich etwas Anderes machen! Lasst uns auch mit digitalen Mitteln das Lernen der Kinder aktiv unterstützen!

September, 2020

Yangping Zhou